Der Ketzerkönig und die Sonnenpriesterin
Echnaton und Savitri Devi
von Karl N. Eng
Ediert von R. G. Fowler
übersetzt von Bastian Thoemmes
Der folgende Text ist ein Auszug aus der Broschüre Heretic King and Priestess of the Sun: Akhenaton and Savitri Devi von Karl N. Eng.
Der Text ist zunächst von mir aus dem Französischen ins Englische übersetzt worden, überdies habe ich zum Zwecke der besseren Lesbarkeit einen Absatzumbruch eingefügt und die Schreibung mehrerer Eigennamen berichtigt. Der erste Absatz, der deutlich unterscheidbar vom übrigen Text gesetzt wurde, ist ein einführender Hinweis, und ich weiß nicht, ob er von Herrn Eng oder jemand anderem verfaßt wurde.
Wir wären äußerst dankbar, wenn Herr Eng sich mit dem Archiv in Verbindung setzte, damit wir ein Exemplar seiner Broschüre von ihm beziehen könnten, die – ausweislich untenstehenden Auszugs – interessant und lesenswert ist.
—R. G. Fowler
Ein kurioses Postskriptum: Ein Leser hat mich davon in Kenntnis gesetzt, daß die Originalbroschüre auf Englisch veröffentlicht wurde und daß der Auszug auf Französisch, den ich für das Original gehalten hatte, nur eine Übersetzung ins Französische war, die ich wiederum ins Englische rückübersetzt habe.
[Der Übertragung ins Deutsche lag Engs englischsprachiger Ursprungstext zugrunde, nicht die Fowlersche Rückübersetzung. – A. d. Ü.]
"Glaube an Gottes Gegenwart in der ganzen lebenden Schöpfung, in den Tieren und in den Pflanzen." 1 Diese Worte äußerte Alfred Rosenberg, bevor er 1946 in Nürnberg ermordet wurde. Sie gewinnen sehr stark an Bedeutung, wenn man jenem Manne gegenübertritt, der vor über dreitausend Jahren seine Gesellschaft so stark beeinflußte: Echnaton galt seinem Land als ein Ketzer, wie wir ja auch einige in unserer Zeit kennen. Dieser Auszug aus einer Studie über ihn sowie Savitri Devi ist nur ein kleiner Teil eines Werkes über kosmische Religion und Philosophie. Das vollständige Werk umfaßt die Themen: Ein neuer Sonnenorden, Sonnenkult in der Goldstadt, Der Mensch-jenseits-der-Zeit und auch Gesänge an die Scheibe, Der große Atonhymnus und der Imhotep-Gesang. Das Werk umfaßt diverse Abbildungen und Photos und ist 32 Seiten lang.
Der ägyptische Pharaoh Echnaton bleibt angesichts seiner radikalen Religionsreform ein Revolutionär. Er schuf eine neue Hauptstadt namens Achetaton mitten in der feindseligen ägyptischen Wüste. Der Haß seiner Feinde sollte sich gegen seine Reformen wenden und seine goldene Stadt in Trümmern zurücklassen.
Echnaton wurde zu Theben geboren, als Sohn Amenophis’ III. und Königin Tejes. Er nahm im Jahre 1342 v. 0 den Platz seines Vaters ein, nannte sich Amenophis IV. und bestieg den Horusthron der Lebenden. Die Stadt Achetaton („Horizont des Aton/der Scheibe“) wurde gebaut, kurz nachdem Amenophis seinen Namen in Echnaton geändert hatte, was bedeutet: „dem Aton/der (Sonnen-)Scheibe wohlgefällig“. Diese neue Stadt war das Zentrum des neuen Sonnenkultes. Zu Lebzeiten beschäftigte Echnaton sich mehr mit Religion als mit Eroberung. Seine Gemahlin Nofretete bestärkte ihn in seiner Neigung zum Religiösen. Der Pharaoh Echnaton wurde als der Sohn Gottes und somit als eins mit der Scheibe – Aton – betrachtet. Echnaton unterstrich die absolute Göttlichkeit seiner eigenen Person, indem er sich mit der Sonnenenergie der Scheibe identifizierte. Seine Neue Weltordnung2 der Sonne war eine Theokratie, in der der König mit Gott eins war – mit Aton. Damit wurde Echnaton der eine göttliche Repräsentant des Höchsten auf Erden.
Savitri Devi (1905–1982) war und ist noch immer der modernen Welt gegenüber eine spirituelle Dissidentin. Sie wies den Anthropozentrismus und den Materialismus des Menschen zurück, womit sie sich gegen die vorherrschende judäochristliche Ideologie stellte. Savitri Devi wurde 1905 als Maximiani Portas im französischen Lyons als Kind englisch-griechischer Eltern geboren, war somit wahrhaft europäischer Abstammung, die ebenso auf den nordischen wie auf den mediterranen Raum zurückging. Maximiani hatte an der Universität von Lyons und an der Sorbonne studiert. Nach dem Ersten Weltkrieg sollte ihre lebenslange Reise durch die Welt beginnen, und viele Jahre lang lebte sie in Indien, auf der Suche nach der verlorenen Weisheit des arischen Volkes; dort war es auch, wo sie den Namen Savitri Devi annahm, mit dem sie der Sonnengöttin Reverenz erweisen wollte. Schon in jungen Jahren hatte sie sich dem hellenistischen Nationalismus zugewandt und stand rasch dem jüdischen Einfluß im europäischen Denken ablehnend gegenüber. In Adolf Hitlers Kampf mit Hilfe der Nürnberger Rassegesetze gegen diesen jüdischen Einfluß erkannte sie eine Angelegenheit von weltumspannender Bedeutung. Durch diese Gesetze sollte Hitler das arische Kastenwesen auf globaler Basis wiederbeleben.
Ihr Buch über Echnaton – A Son of God: The Life and Philosophy of Akhnaton, King of Egypt (engl. „Ein Sohn Gottes: Leben und Philosophie Echnatons, des Königs von Ägypten“) (London: Philosophical Publishing House, 1946) – wurde in Indien während des Krieges verfaßt, zwischen Mai 1942 und Januar 1945. Es war auch das Produkt anderer, vorangegangener Arbeiten: A Perfect Man: Akhnaton, King of Egypt (engl. „Ein perfekter Mensch: Echnaton, König Ägyptens“) ([keine näheren bibliograph. Angaben bekannt] 1939), Akhnaton’s Eternal Message: A Scientific Religion 3,300 Years Old (engl. „Echnatons ewige Botschaft: Eine 3.300 Jahre alte wissenschaftliche Religion“) (Kalkutta: A. K. Mukherji, 1940) und The Joy of the Sun: The Beautiful Life of Akhnaton, King of Egypt, Told to Young People (engl. „Sonnenfreude: Das schöne Lebens Echnatons, König von Ägypten, erzählt für junge Menschen“) (Kalkutta: Thacker, Spink and Co. Ltd., 1942). 1942 vertraute sie auf einen Sieg der Achse, und ihr Buch war ein Fingerzeig auf eine neue Religion der Neuen Ordnung, der es in Eurasien zu folgen galt. Diese Religion zog ihre Kräfte aus der Natur selbst und wandte sich gegen die judäochristliche Religion mit ihrer Menschenherrschaft über die Natur. Starken Einfluß auf Savitri Devi hatte Arthur E. P. B. Weigall (1880–1934). Ihre Echnaton-Botschaft jedoch, mit der sie mehr als irgend jemand sonst eine Verbindung zwischen der Religion der Scheibe und dem Nationalsozialismus, zwischen Echnaton und Adolf Hitler herstellte, ist ohnegleichen. Savitri Devi war ausgezogen, eine universale Religion, die den Osten mit dem Westen in einer Verehrung der diesseitigen Welt und Natur vereinigte, zu suchen – statt einer transzendenten Gottheit; und zwar eine Religion, die in die Neue Ordnung des Nationalsozialismus eingefügt werden konnte. Diese Suche könnte man mit ihren Worten aus A Son of God so resümieren:
In der antiken Welt war die eigentliche Loslösung der Religion vom Leben, solange sie ein nationales Interesse und eher mit Praktiken als mit Glaubensvorstellungen verbunden war, unmöglich. In gewisser Weise mag uns das besser erscheinen als das, was wir heute sehen. Und die kühnen Ideologen, welche in den letzten Jahren danach strebten, den Geist, wenn nicht gar noch den Namen des Christentums in Europa auszutilgen und die Nation, welche – auf Grundlage des präzisen physiologischen Volksgedankens – das Objekt der höchsten Hingabe des Menschen ist, zu erhöhen… diese Ideologen, so sagen wir, erscheinen wohl weiser und ehrlicher als ihre humanistischen Antagonisten. Wenn die Religion keine Antworten mehr auf die Bedürfnisse des Lebens gibt, was ja heute in der Tat der Fall ist, dann ist es besser, die Religion auszuwechseln. Es ist weitaus besser, zwei Jahrtausende der Irrtümer offen beiseite zu schieben (wenn es sich denn um Irrtümer handelt) und zu den nationalen Göttern von einst zurückzukehren und bis zum bitteren Ende treu zu ihnen zu stehen, statt weiterhin jenem Manne göttliche Verehrung entgegenzubringen, der gesagt hat: „Liebe deinen Nächsten“, und dabei einen Ausrottungskrieg gegen die Angehörigen rivalisierender Nationen zu führen, bei denen man nicht einmal die Entschuldigung hat, sie als „Ungläubige“ oder „Ketzer“ zu betrachten. Die Verehrer der Religion der Rasse kennen keine Heuchelei wie die Verehrer der Religion vom Menschen. Die einzige Schwäche, auf die man in ihrem Glaubensbekenntnis hinweisen könnte – falls man dieses letztere künstlich von der Religion des Lebens trennen wollte, von welcher sie grundlegend im Verständnis von deren besten Vertretern der wahre Ausdruck ist und bleibt –, ist, daß man es bereits hinter sich gelassen hat und es deshalb schwierig ist, zu ihm zurückzugehen, auch wenn man das will. Die Religion vom Menschen wurde selbst lange vor ihrer Geburt hinter sich gelassen. Die Wahrheit ist, daß beide zu eng, zu leidenschaftlich einseitig, zu unwissend um jene großen Wirklichkeiten, welche jenseits ihres Tellerrandes emporragen, sind, als daß sie noch weiterhin Menschen, welche rational zu denken und die Schönheit und Ernsthaftigkeit des Lebens zu fühlen in der Lage sind, zufriedenstellen könnten, solange beide nicht in die Religion des Lebens integriert sind.
Savitri Devi erkannte einen Riß in Denken, Religion und Naturwissenschaft des Westens. Dieser Riß klaffte auch zwischen Kirche und säkularer Gesellschaft, was zum intellektuellen Konflikt und zu ethischer Unruhe in der ganzen westlichen Kultur und Geschichte führte. Dennoch lebte die klassische Welt in Europa fort, wovon die Renaissance als das herausragende Beispiel zeugt. Zwar hieß Savitri Devi den Untergang des Christentums willkommen, mußte aber zugleich das Fortbestehen christlicher Werte in säkularem Gewande konstatieren, die sich allerdings nunmehr schlicht als anthropozentrische Weltsicht und Ethik tarnten. Der Mensch hatte nicht länger eine unsterbliche Seele, sondern sprach nun von der Heiligkeit des menschlichen Lebens – dies ist heute eine der merkwürdigsten Mythen des säkularen Westens. Wenn das Christentum und der säkulare Humanismus den Interessen des Lebens nicht zu dienen vermochten, so verkündete Savitri Devi, dann wäre es besser, wenn der Mensch tausend Jahre des Irrtums beiseite schöbe und zum Heidentum zurückkehre. Der Westen verlange eine Religion, die auf der Rationalität fuße, den Begriff der Liebe ausweite und – in bezug auf internationale Beziehungen – Angriffskriege ächte. Es gibt einen Widerspruch zwischen der Philosophie „allen Lebens“ und dem säkularen Primat von Volk und Nation; doch wird dies nicht als Zwiespalt betrachtet, da die Religion der Rasse den wahren Ausdruck der Religion des Lebens im Verständnis der besten Exegeten letzterer darstellt:
Der Mythos der Rasse (oder der Nation oder irgend einer anderen Instanz, der eine spezifischere Bedeutung innewohnt als jene allzu weitgefaßte des Begriffes „Mensch“) ist überdies – in konkretester und am wenigsten vom Denken der Aufklärung verfinsterter Hinsicht verstanden – solange unangreifbar, wie die Ideologie vom Menschen – ein Erbe des Freidenkertums aus dem christlichen Glauben – noch nicht ein für allemal von einer Ideologie des Lebens abgelöst ist. Denn wenn man wirklich glauben soll, daß die lebendige Natur in ihrer ganzen Pracht bloß für den Menschen geschaffen ist, damit er sie ausbeute, warum sollte man dann nicht mit gleicher Konsequenz zugeben, daß das Gros der Menschheit bloß geschaffen wurde, damit einige wenige überlegene Völker, Klassen oder Individuen dieses Gros willkürlich ausbeuten? Letztlich muß man bis an die Grenze gehen und kosmische Werte als Quintessenz der Religion anerkennen, wenn die Religion überhaupt irgendeine universale Bedeutung haben soll. Und wenn sie mehr sein soll als ein individuelles Ideal; wenn sie nicht weiterhin losgelöst vom Leben der Staaten bleiben soll; wenn, mit einem Wort, jemals die Wahrheit ebenso über die internationalen Beziehungen wie über die persönlichen Belange herrschen soll… dann muß man bestrebt sein, die Macht in die Hände einer intellektuellen und ethischen Elite zu legen; man muß auf Platons Idee zurückkommen, weisen Männern die Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten zu übertragen: Gesetzgebern und Herrschern über die Menschen, unangefochtenen Führern ehrfurchtsvoll gehorsamer Nationen.
Savitri Devi hat die Geburt und Erziehung des Prinzen rekonstruiert, und sie meinte, Königin Teje habe großen Einfluß auf ihn gehabt. Teje war es auch, von der der junge Echnaton seine Atonverehrung übernommen haben soll. In A Son of God erörtert Savitri Devi auch den Einfluß arischer Ideen auf Echnatons religiöse Entwicklung. Diese Ideen kamen von den Mitanniern, einem hurritischen Volk, das eine arische Führungsschicht hatte, die die Götter Mitra, Indra und Waruna sowie andere wedische Götter verehrte. Die Mitannier bewohnten, soweit wir wissen, das Land Naharina am Euphrat. Echnatons Großvater Thutmosis IV. hatte Mutemuija, Tochter des Artatama, König von Mitanni, zu seiner Hauptfrau genommen. Echnatons Vater hatte neben Teje auch zwei mitannische Prinzessinnen geheiratet. Es ist möglich, daß diese Umgebung Echnaton in Berührung mit der Religion des arischen Sonnengottes Surja brachte, die seinen Atonkult vorwegnahm. Aufgrund seiner Abstammung war Echnaton teilweise arisch, war er doch der Enkel Mutemuijas. Die Möglichkeit einer arischen Abstammung Tejes wurde auch von Arthur Weigall erörtert, der zu dem Schluß kam, daß Teje eine Ausländerin aus Naharina war.