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Nun die Bewährung

von Savitri Devi

Kapitel 3 von Gold in the Furnace
(Gold im Schmelztiegel)

Übersetzt von Lotte Asmus
Hrsg. und korrigiert von Wilhelm Hartmann

„Ihr werdet wie das Gold im Feuer erprobt werden.“

– Esra 16:73

„Wir sind das lautere Gold, das im Schmelztiegel auf die Probe gestellt ist. Laßt den Ofen flammen und brausen! Es gibt nichts, was imstande ist, uns zu zerstören!“

– Von einem NS-Flugblatt, das 1948 im be- setzten Deutschland 1948 verteilt wurde1

Man muß die Ruinen in Deutschland mit eigenen Augen gesehen haben, um dem Ausmaß des Hasses Glauben schenken zu können, welcher das Land in Trümmer legte. Sicherlich, auch London wurde bombardiert und auch andere englische Städte und Städte auf dem Festland. Krieg ist Krieg. Aber dieses Bombardement war ganz anders. Was das halbe Dutzend entschuldbarer Luftangriffe der Japaner auf Kalkutta im Vergleich zu den Luftangriffen auf London war, das waren die letzteren ihrerseits verglichen mit der höllischen Bombardierung Deutschlands, durch die alliierten Flugzeuge, die Nacht für Nacht zu Hunderten auf einmal kamen.

Breite, unheimliche Phosphorstreifen bedeckten den Himmel. In ihrem glänzenden weißen Licht konnte man die Umrisse der Stadt das letzte Mal sehen. Ein paar Sekunden später brannte der ganze Ort lichterloh; ein paar Stunden später war er ein Ruinenfeld, in dem das Feuer noch schwelte. Selbst mit Phosphor getränkte Erde brannte langsam noch tagelang weiter.

Nicht eine, nicht zehn oder zwanzig, sondern alle deutschen Städte waren derselben systematischen Zerstörung durch die Feinde der neuen Ordnung – die „Kreuzfahrer nach Europa“, wie die amerikanischen Soldaten sich selbst nannten – ausgesetzt. So wollten sie das deutsche Volk dafür bestrafen, daß es Adolf Hitler, seinen Führer, seinen Erlöser und seinen Freund, liebte. So wollten sie auch Adolf Hitler dafür bestrafen, daß er das deutsche Volk und die arische Rasse in ihrer Gesamtheit mehr als irgendetwas anderes auf der Welt liebte; dafür, daß er es um ihretwillen gewagt hatte, die Macht des unsichtbaren Juden hinter der Bühne der Weltpolitik herauszufordern. Die Schurken, welche diese unmenschliche Bombardierung planten und ausführten, wußten, daß es der sicherste Weg war, ihn zu quälen, wenn sie diesen Schrecken und dieses Leiden seinem hilflosen Volk auferlegten. Sie zerstörten Deutschland, damit er es zerstört sehen mußte. Sie verbrannten Tausende von Deutschen bei lebendigem Leibe – steckengeblieben im brennenden Schlamm der Straßen, die sie nicht mehr hatten überqueren können oder in den Kellern verkohlt, in welchen sie Zuflucht gesucht hatten –, damit der Gedanke an ihren scheußlichen Tod ihn Tag und Nacht verfolgte. Sie verwandelten das ganze Land in rauchende Ruinenhaufen, so daß er, der arme Große, leiden mußte, mehr sogar als die Männer und Frauen, die tatsächlich von den Phosphorbomben getroffen worden waren.

Die wirkungsvollsten Zerstörer aller Zeiten, die Assyrer im Altertum und die Mongolen im Mittelalter, waren in der Kriegsführung ziemlich gründlich; tatsächlich fast so gründlich, wie die Soldaten der feindlichen Luftwaffe, die erst gestern Feuer und Schwefel auf das unglückliche Deutschland schleuderten. Aber nicht einmal sie stellten einen solch teuflischen Willen zur Schau, ein gesamtes feindliches Volk auszulöschen. Die Mongolen verschonten auf jeden Fall die begehrenswerten Frauen als Konkubinen und Sklavinnen und die nützlichen Handwerker und die Kinder, die nicht größer als ein Wagenrad waren. Die Luftwaffe der vereinten Nationen verschonte niemanden. Das einzige Volk, welches sich in alten Zeiten als ebenso begeisterte Massenmörder wie sie erwies (soweit es die Technik der altertümlichen Kriegsführung erlaubte), sind die Juden. Man braucht in der Bibel nur nochmals die eintönigen, aber aufschlußreichen Berichte über die Eroberung Kanaans durch das selbsternannte „auserwählte Volk“ zu lesen – es sind alles Berichte aus unparteiischer israelitischer Quelle –, um zu verstehen, was ich meine. Aber nicht einmal die Israeliten verbanden mit ihrem Haß gegen eine feindliche Nation jemals einen solch hartnäckigen, fanatischen und doch methodischen Haß gegen einen einzelnen großen Menschen. Das blieb den Ariern und Halb-Ariern im Sold oder unter dem Einfluß ihrer modernen Nachkommen in diesem Krieg vorbehalten.

Und wer war jener gehaßte Mann, Adolf Hitler? Er war nicht nur der erste, der angestrebt hatte, der ganzen arischen Menschheit außer-, als auch innerhalb Deutschlands ein gemeinsames Bewußtsein und einen gemeinsamen Stolz zurückzugeben; er war nicht nur jener, der, nachdem er alles Erdenkliche getan hatte, um den Krieg zu vermeiden, England dreimal einen ehrenvollen Frieden anbot; er war auch der Mann, der die Überreste der fliehenden britischen Armee bei Dünkirchen schonte und sich weigerte, in England einzudringen und seinen Sieg zu vollenden, da er in seinem liebenden Herzen noch immer glaubte, daß England die Aufrichtigkeit seiner Geste verstehen und seiner wahnsinnigen, antideutschen Politik abschwören und ihm helfen würde, auf den Ruinen des einzigen Feindes einer besseren Menschheit eine schöne Welt zu errichten: der Geldmacht des internationalen Juden.

Das ist der eine Mann, gegen den sie ihre ganze Wildheit, die sie in Jahrhunderten in sich aufgestaut hatten, losließen.

Wenn man heute durch die zerbombten Straßen von Hamburg, Köln, Koblenz, Berlin oder jeder anderen deutschen Stadt geht; oder wenn man eben aus dem Fenster des Eisenbahnwaggons jene Kilometer und aber Kilometer an Ruinen in jedem Landesteil sieht – verkohlte Mauern, deren zerklüftete Umrisse sich gegen den grauen oder blauen Himmel oder den Glanz des Sonnenunterganges abheben, so weit das Auge reicht; unmögliche Haufen verbogenen Eisens, unzusammenhängender Steine und Zementblöcke, auf endlosen wüsten Plätzen aufgetürmt, wo einst blühendes Leben herrschte, wo Menschen einst glücklich waren, wo der Führer kleinen Kindern die Hand reichte, noch vor weniger als fünf Jahren – wenn man das sieht und man sich die Hölle ins Gedächtnis zurückruft, die vorausging und diese entsetzliche Verwüstung verursachte, dann denkt man nicht nur an die glorreichen Vorkriegstage zurück und spürt: „Das taten sie, um das neue Deutschland auszulöschen“. Man ruft auch die Erinnerung an ein anderes und sehr unterschiedliches Bild wach: Den schmutzigen Strand von Dünkirchen und die bedauernswerten Überlebenden der britischen Expeditionstruppe, die sich dort im Spätfrühling 1940 versammelt hatten; zerfetzt und zerrissen, verwundet und hungrig, aber vor allem so erschrocken, daß sie sich wie gehetzte Tiere nicht mehr zu helfen wußten; die donnernde See vor sich, die deutschen Divisionen hinter sich, Regen und Blitze und die dunkle Nacht überall um sie herum; so warteten sie in Angst und Schrecken auf das einzige Schicksal, welches ihnen bestimmt zu sein schien: den Tod. Es wäre für die siegreiche deutsche Armee ein Leichtes gewesen, vorzumarschieren und sie alle zu töten – und dem Krieg ein Ende zu bereiten. Oh, so leicht wäre es gewesen! Aber zur Bestürzung der Generäle und der Soldaten auf ihrem Vormarsch kamen Befehle von oben; Befehle von jenem Mann, den England bekämpfte, der aber England nicht bekämpfte; von dem großmütigen, liebenden, vertrauensvollen deutschen Führer, der in den irregeführten Ariern, welche den größten Teil des britischen Heeres ausmachten, keine Feinde sah. „Laßt mehrere Kilometer zwischen ihnen und der deutschen Armee“ – mit anderen Worten: „Verschont sie! Laßt sie ungestört auf ihre Schiffe warten und die englische Küste gesund und sicher erreichen.“2 Was auch immer das Oberkommando der deutschen Wehrmacht den besiegten Angreifern gegenüber empfand, Befehl war Befehl. Die Überreste des Britischen Expeditionskorps durften leben und heimkehren; durften sich erholen und von neuem kämpfen.


Ich sage, man erinnert sich an jenen Abschnitt des zweiten Weltkrieges, wenn man die Ruinen all der deutschen Städte, die Bedrängnis der Männer und Frauen in den übervölkerten, noch bewohnbaren Gebieten und all das aus den teuflischen Bombardierungen folgende Elend, all die Verbitterung sieht. Feuerströme, Tonnen von Phosphor, die fünf Jahre lang unbarmherzig über sein Volk ausgegossen wurden – das war Englands Dank für die Gnade Adolf Hitlers, welche er den englischen Soldaten in den Stunden des Sieges erwiesen hatte. Dies war der Dank der USA für seine Befehle, die auf deutschem Boden gefangengenommenen Fallschirmjäger nicht zu erschießen. Dies war der Dank der unwürdigen Arier Rußlands und des Westens dem Mann gegenüber, der sie als Rasse liebte und der für sie eine Zeit des Ruhmes und des Gedeihens Seite an Seite mit seinem eigenen Volk in einer Welt erträumt hatte, die von der Tyrannei der Herrschaft des Geldes befreit wäre.

* * *

Unter jenem andauernden Schrecken litt das deutsche Volk zuerst in der Hoffnung, daß die Tortur bald vorüber sei und daß der Sieg bevorstünde; und dann immer mehr ohne Hoffnung, als Monate vergingen und sich kein Zeichen zum Besseren zeigte. Die Verräter wurden, wie ich im vorhergehenden Kapitel bemerkte, immer dreister. Und unter den einfachen Leuten, welche nicht verstehen konnten, wie irgendetwas – einschließlich der bedingungslosen Kapitulation – vielleicht schlimmer sein könnte als das, was sie ertragen mußten, wuchs die Unzufriedenheit.


Im Mai 1945, als Deutschland die Niederlage tatsächlich anerkannte, schien sehr wenig von dem herrlichen Geist übriggeblieben, welcher das Land zwischen den beiden Weltkriegen und zu Beginn dieses Krieges so stark beseelt hatte. Von Osten und Westen stürmten feindliche Armeen, die alle miteinander gierig, brutal und haßerfüllt waren – alle „antinazistisch“, ob sie nun erklärten, die marxistische Ideologie oder die heuchlerischere oder dümmere Form der Demokratie zu vertreten –  voran, um das entwaffnete Deutschland zu besetzen. Der Großteil der gequälten Nation beobachtete sie mit der müden Resignation jener, welche die Grenze des möglichen Leidens erreicht haben.


Die östliche Verbrecherbande vergewaltigte alle Frauen, derer sie habhaft werden konnte; stahl alles, was sie mochte; vertrieb Millionen von Haus und Hof, um Russen, Polen und Tschechen hineinzulassen. Die westliche Verbrecherbande war, wenn sie sich auch Frauen gegenüber vielleicht etwas weniger bestialisch benahm, in anderer Hinsicht kaum besser.


Die Franzosen stießen Leute unter den fadenscheinigsten Vorwänden aus den Zügen – einen habe ich es sogar jetzt, drei Jahre nach Kriegsende, tun sehen und ich kann es mir gut im Jahre 1945 vorstellen. Sie stolzierten auffällig mit Nahrungsmitteln beladen vor der verhungernden Bevölkerung durch die Straßen. Sie brachten ihre Familien herüber, um die besten übriggebliebenen Häuser zu besetzen und sich auf Kosten des erschöpften Deutschlands zu ernähren und dick und fett zu werden. Die Briten und Amerikaner taten so ziemlich dasselbe. Sie gaben den Leuten irgendeine Zeit zwischen fünfzehn Minuten und einer Stunde, ihre Wohnungen zu verlassen und hinzugehen, wo sie wollten – wohin sie gehen konnten –, wenn sie bequeme Unterkünfte haben wollten. Für gewöhnlich verwandelten sie die Wohnungen innerhalb einiger Tage in Schweineställe und rafften alle Sachen fort, die ihnen begehrenswert erschienen, wenn sie auszogen. Sie bauten einen furchtbar luxuriösen „Siegesclub“ inmitten der Ruinen von Hamburg und rissen, wie die Russen, alle Bilder und Zeichen des Führers von den öffentlichen Gebäuden herunter, verbrannten all die nationalsozialistische Literatur, die sie in die Hände bekommen konnten und verfolgten mit systematischem Haß all jene, von denen sie wußten – oder zu wissen glaubten –, daß sie Nationalsozialisten waren.


Ungeachtet ihrer beruflichen Fähigkeiten durfte keiner von ihnen in seiner vormaligen Stellung verbleiben. Den meisten wurde es nicht einmal erlaubt, überhaupt zu arbeiten. Tausende wurden verhaftet, eingesperrt, bestialisch gefoltert, in Konzentrationslager oder in ihren Untergang geschickt. Unter diesen waren Hitlers engste Mitarbeiter: die Mitglieder der nationalsozialistischen Regierung, die Generäle der deutschen Armee, die Führer der SS-Regimenter und der Jugendorganisationen – einige von ihnen die vornehmsten Persönlichkeiten der Neuzeit. Wochenlang, monatelang – tatsächlich mehr als anderthalb Jahre – zog sich der allzu berühmte Nürnberger Prozeß von 1945 bis 1946 hin, jene abstoßendste aller Gerechtigkeitsparodien, welche vom Menschen seit Anbeginn der Geschichte je in Szene gesetzt wurde. Er endete, wie alle wissen, mit dem schmachvollen Henken in der langsamsten und grausamsten möglichsten Art und Weise (jede Hinrichtung dauerte ungefähr fünfundzwanzig Minuten) jener Männer, deren einziges Verbrechen es war, ihre Pflicht getan zu haben, ohne den Krieg gewonnen zu haben. Und diese Greueltat geschah in den Überresten der mittelalterlichen Stadt, welche nur wenigen Jahre zuvor den Ruhm des wiedergeborenen Deutschlands in der großartigen Pracht der jährlichen Reichsparteitage miterlebt hatte: Nürnberg.


Als zwischen den beiden Kriegen in den USA zwei italienische Kommunisten, Sacco und Vanzetti, verurteilt und hingerichtet wurden, erhob sich in allen vier Winkeln der Welt ein Sturm der Entrüstung. An allen Mauern wurden Plakate angebracht und in allen großen Städten Europas öffentliche Demonstrationen abgehalten, um gegen die Verurteilung der beiden marxistischen Märtyrer zu protestieren. 1945, 1946 und 1947 regten sich im gottverlassenen Europa (oder noch dazu der gottverlassenen Welt) keine derartigen Gefühle zugunsten der einundzwanzig Opfer des Nürnberger Prozesses oder zugunsten der Tausenden anderer Nationalsozialisten, welche von ihren Verfolgern als „Hauptkriegsverbrecher“ oder unbedeutendere „Kriegsverbrecher“ abgestempelt und als solche von den alliierten Scheingerichten im besetzten Deutschland verurteilt wurden. Nein – nicht einimal in der neutralen Rechtswidrigkeit der Prozesse, in den beiläufigen Äußerungen einiger Leute über gegenwärtige Ereignisse und vielleicht ein oder zwei kleinen Schriften darüber – und jene in möglichst milden Worten. Und andererseits entweder die ungestüme Fröhlichkeit der triumphierenden Wilden über das Leid ihrer gefangenen Feinde oder andernfalls die noch abscheulichere Selbstgefälligkeit der selbstgerechten Schurken und Narren; die herablassenden Vorträge der selbsternannten Reformatoren der Menschheit, die hofften, daß die Deutschen nach solch historischer „Gerechtigkeit“ endlich „ihre Lektion gelernt“ hätten, d.h. dem Nationalsozialismus abschwören und sich wie gute kleine Jungen der Linie der Ideologie der Sieger unterwerfen würden; im Radio hörte man Gespräche über die allmähliche Rückkehr des deutschen Volkes zu den „Idealen der christlichen Zivilisation“, nun, da die „Naziungeheuer“ tot waren.


Wie gut erinnere ich mich der dummen, vulgären, grausamen, förmlich ekelerregenden Schadensfreude der englischsprechenden Affen verschiedener Arten über eines der größten Verbrechen der Geschichte und obendrein noch an jene Heuchelei. Vielleicht konnte man niemals stärker spüren, was für einen Fluch schon das Bestehen der christlichen Zivilisation ist. Heiden hätten sich niemals zu solcher Niedrigkeit herabgelassen. Wir hätten uns gewiß nicht in einer ähnlichen Art und Weise benommen, wenn wir den Krieg gewonnen hätten – wir, deren Ziel es war, den stolzen heidnischen Geist unter den Ariern der ganzen Welt wiederzubeleben. Wir hätten jedwede Opposition ausgelöscht, aber wir hätten niemals solch eine Gerechtigkeitsfarce aufgezogen, um unsere Feinde abzuurteilen, noch hätten wir versucht, sie zu unserer Philosophie zu bekehren. Oh, nein! Denn wir wissen zu töten und wir wissen zu sterben; aber wir wissen nicht, wie wir lügen sollten, um unsere Handlungen in unseren eigenen und den Augen anderer Menschen zu rechtfertigen. Unsere einzige Rechtfertigung ist der Sieg des Nationalsozialismus – der Aufbau einer harmonischen Hierarchie der menschlichen Rassen unter der Führung einer Rasse echter weltlicher Götter hier auf Erden. Wir brauchen nichts anderes. Unsere Feinde – mit Ausnahme der Kommunisten, die ebenso gründlich und ernsthaft wie wir sind – verfolgen uns im Namen einer „Moral“, an welche sie selbst nicht glauben. Wir verachten sie im Grunde unserer Herzen. Wir verachten sie mehr, als wir sie jemals hassen können. Vielleicht haben wir den Krieg verloren; oder, um genauer zu sein, haben ihn Schwächlinge und Verräter höchsten Grades – Ersatz-Nazis und ausgesprochene Nazigegner – für uns verloren. Aber wir zögen es vor, für immer zugrunde zu gehen – selbst in der Erinnerung der Menschen – und dabei bis zum Ende wir selbst geblieben zu sein, als die Welt zu beherrschen und jenen gleich zu sein, die uns besiegt haben. Wir zögen es vor, zugrunde zu gehen und in der dunklen Unendlichkeit der Zeit als ein Blitz in der Nacht die nicht aufgezeichnete Tatsache unseres kurzen und schönen Durchzuges  zu hinterlassen, als nur eine einzige ihrer demokratischen „Tugenden“ anzunehmen.

* * *

Aber die nationalsozialistische Seele – die nach fünfzehnhundert Jahren Schlaf endlich lebendig gewordene arische Seele – ist nicht bereit, nochmals zu sterben. Durch unsägliches Leid gereinigt, aufrecht, unbesiegbar, schimmert sie – wenn man sich die Mühe macht, sie anzusprechen – in den Augen eines jeden Deutschen, der der Bezeichnung würdig ist; sie äußert sie sich in stillen Gesten, in Geflüster; in einem übermenschlichen Willen zum Leben und neuen Eroberungen; in einem herrlichen Trotz Folter und Tod gegenüber; einer Reaktion auf die Verfolgung, welcher, selbst vom bloßen ästhetischen Standpunkt her gesehen, in der Weltgeschichte kaum seinesgleichen findet.

1945 konnte das zerrissene, verwüstete Deutschland – überrannt von feindlichen Armeen, ausgeplündert von gierigen Besatzern, beschimpft von einer völlig erbärmlichen Welt – nichts tun, nichts sagen, kaum etwas denken. Wie ein im Ring für einen Augenblick außer Gefecht gesetzter Boxer war Deutschland betäubt. Aus der sowjetischen Besatzungszone kamen Berichte von Massenselbstmorden und großangelegten Deportationen nach Sibirien, während sich die hungrige und völlig mittellose, von den Russen und Tschechen ihrer Heimat entrissene, wie Güter in Viehwaggons (oder schlimmeres) verladene deutsche Gesamtbevölkerung Ostpreußens und des Sudetenlandes – über achtzehn Millionen Menschen – über West- und Süddeutschland ergoß. Im ganzen Land ereigneten sich Brandstiftungen und Verbrechen in einem seit Jahrhunderten nicht dagewesenen Ausmaß. Die bloße Tatsache, daß ein Haus von Nationalsozialisten bewohnt wurde oder bewohnt worden war, gab all den kriminellen Elementen der Nachbarschaft eine hinreichende Ausrede, es beutegierig zu bestürmen, weil sie wußten, daß sie es nun ungestraft tun konnten. Kein Mann oder keine Frau, von denen man wußte, daß sie aufrichtige Anhänger Hitlers waren, waren auf der Straße oder zu Hause sicher. Im Handumdrehen wurde jedes äußere Zeichen der nationalsozialistischen Herrschaft von den von den Juden Deutschlands unterstützten Eindringlingen beseitigt.3

In Büros, in Cafés, in den zerstörten Bahnhöfen, an jedem öffentlichen Ort rissen Angehörige der Besatzungsmächte mit der Hilfe einiger örtlicher Schurken alle Bildnisse des Führers mit wilder Fröhlichkeit herunter. Jeder Schlag, den sie taten, jeder Messer- oder Schwerthieb in Pappe oder Holz, jedes Papierzerfetzen, jede Entweihung der Erinnerungen an jene glorreichen Tage oder des heiligen Hakenkreuzsymbols war ihnen eine neue Versicherung ihres Sieges über den Nationalsozialismus.

Dem aufrichtigen Nationalsozialisten, der zufällig vorüberging, machtlos – dem Einen unter Tausenden, in welchem Hunger und Nöte jener grauenhaften Tage nicht vorübergehend allen Idealismus zum Schweigen gebracht hatte –, stiegen Tränen in die Augen Wut ins Herz. Er hatte an jenem Tag schon ein Dutzend Szenen ähnlicher Gemeinheit und noch viele mehr zuvor beobachtet. Er hatte an den Zeitungsständen die Schlagzeilen der nun von den Alliierten kontrollierten Zeitungen gelesen, welche die neuesten Verhaftungen bedeutender Nationalsozialisten verkündeten. Er hatte gehört, wie die naheliegenden Bunker in der Gegend einer nach dem anderen als verabscheute Überreste der Macht des Dritten Reiches gesprengt worden waren. Er hatte die Soldaten der siegreichen Demokratien die Straßen auf- und abmarschieren und ihre Offiziere im Club ein- und ausgehen sehen, der in Eile inmitten der Ruinen seiner Stadt errichtet worden war. Er wußte, daß solche Szenen monatelang – vielleicht jahrelang – alltägliche Erscheinungen, solche Nachrichten tägliche Nachrichten und das Klima der Verfolgung und Niedergeschlagenheit, der Furcht und des Hasses das „normale“ Klima in seinem stolzen Deutschland sein würden. Er wußte, daß es jetzt keine Hoffnung, keine unmittelbare Zukunft für all das gab, was er liebte und wofür er einstand. Und er wandte das Gesicht ab, um das im Schmutz zertrampelte Antlitz Adolf Hitlers und die widerwärtige Freude auf den Gesichtern der Sieger der Stunde nicht sehen zu müssen.

Dennoch, ganz gleich, was geschehen sein mochte oder noch geschähe – ob der Nationalsozialismus sich eines Tages neue Geltung verschaffte oder nicht – würde und könnte er niemals der immerwährenden Idee die Treue brechen, auf welcher der Führer eine wahrhaftigere Zivilisation und eine schönere Menschheit aufzubauen  versucht hatte. Im Gegenteil: Vielleicht war ihm der größte Europäer aller Zeiten nie so groß erschienen, wie jetzt, aus der Tiefe der Katastrophe heraus und inmitten der Verfolgung und Schlimmerem als der Verfolgung gesehen; inmitten der offenkundigen Teilnahmslosigkeit gerade seines eigenen Volkes, in dessen Millionen die fünf Jahre unzivilisierter Bombardements und nun Hunger und Armut alles getötet hatte; alles, außer den grundlegenden tierischen Reaktionen auf Nahrung und Wärme; jedwedes Verlangen getötet hatte, außer jenem, in Frieden gelassen zu werden und etwas weniger leiden zu müssen.

Der treue junge Mann eilte heim. Er kam zu einem in Ruinen liegenden Häuserblock, ging einige Stufen hinunter, erreichte den einzigen bewohnbaren Raum, der ringsum erhalten geblieben war: den Keller, in welchem er mit einem Freund wohnte. Der Ort hatte zumindest den Vorteil, abgeschieden zu liegen – entfernt von unwillkommenen Zuschauern und Zuhörern, welche bereit waren, jeden echten Nationalsozialisten zu melden. Er öffnete die Tür und schloß sie sorgfältig hinter sich. Dann grüßte er – im Mai 1945 – den rechten Arm hebend seinen Kameraden: „Heil Hitler!“ So, wie in den Tagen, in denen sie beide Seite an Seite in den Reihen der Sturmabteilung marschiert waren.

Die zwei mystischen Worte der Liebe, des Stolzes und der Macht hallten klar und triumphierend in der Stille des kalten, feuchten und trostlosen Raumes, in dem es nichts, außer ein paar gekochter Kartoffeln von tags zuvor zu essen gab, wider. Sich erhebend und dieselbe Bewegung tuend, wiederholte der Kamerad sie, heute wie damals, wie immer: „Heil Hitler!“

Heil, unbesiegbares Deutschland! Heil, unsterbliche arische Jugend, Elite der Welt, welche die Vertreter der dunklen Mächte verhungern lassen und foltern, aber niemals unterwerfen können. Dieses bescheidene Glaubensbekenntnis der zwei unbekannten, aber echten Nationalsozialisten im Jahre 1945 ist an sich schon ein Sieg.

Es ist nicht der einzige.

Im Winter jenes selben schrecklichen Jahres 1945 – oder war es Anfang 1946? Der Augenzeuge, der mir diesen Vorfall berichtete, wußte es nicht – fuhr ein Zug durch Saarbrücken, welcher einige Tausende deutscher Kriegsgefangener, deren einziges Verbrechen es war, zur Elite der nationalsozialistischen Truppen – zur SS – zu gehören, in verschiedene Konzentrationslager im besetzten Deutschland brachte. Die jungen Männer hatten zusammengepfercht für wer weiß wie viele Stunden in den dunklen, eiskalten Viehwaggons gestanden, ohne Nahrung, ohne Wasser, ohne die unverzichtbarsten menschlichen Bedarfseinrichtungen. Sie gingen einem schlimmeren Schicksal als dem Tod entgegen, den Räumen der Hölle – und das wußten sie. Und doch konnte man sie hören, obgleich sie niemand sehen konnte (denn die Waggons waren bis auf einen schmalen Spalt am oberen Rand völlig geschlossen). Sie sangen – sie sangen das glorreiche Lied der SS-Scharen, ihren derzeitigen Verhältnissen und der noch furchtbareren Zukunft zum Trotze, die sie erwartete. Als der Zug vorbeirollte, drangen wohlbekannte Worte an die Ohren der stillen und mürrischen Menschenmenge, die auf dem Bahnsteig beisammen stand – ein Widerhall der großen Tage des Nationalsozialismus und, inmitten des Martyriums Deutschlands, die Gewißheit unzerstörbarer Macht und bereits das Versprechen der neuen Erhebung, ganz gleich, wann und wie: „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu…“ Alle Umstehenden waren zu Tränen gerührt. Und auch ich war’s, als man mir nun – drei Jahre später – von diesem Geschehen berichtete.

Der Zug fuhr vorbei und verschwand in der Ferne. Man konnte das SS-Lied nicht mehr hören. Aber man wußte, daß die jungen Krieger noch sagen. Und man erinnerte sich der Worte, die von ihren Lippen kamen – die Losung ihrer morgigen Leben, monatelang, vielleicht jahrelang in Hunger, Fieber und Todesangst; unter der Folter des feigen Juden und seiner Handlanger, bis zur allerletzten Minute des Todes: „…treu wie die deutschen Eichen, wie Mond- und Sonnenschein!“

Wo sind sie nun, jene herrlichen, jungen Nationalsozialisten, echte Menschen unter Affen, die Gefolgschaft eines Gottes unter den Menschen? Die meisten von ihnen sind mittlerweile wahrscheinlich tot oder mit ruinierter Gesundheit und scheinbar ohne Zukunft aus der Gefangenschaft heimgekehrt – gebrochen von der allmächtigen „Entnazifizierungsmaschinerie“, jener gesamten Einrichtung, die von den Untermenschen in Deutschland aufgebaut wurde, um alles, was natürlich, stark, schön, lebendig, intelligent und stolz und des Herrschens würdig ist, zu Staub zu mahlen; all das, was die Würmer nicht verstehen können und deswegen hassen. Das ist zweifellos das Schicksal einer beträchtlichen Anzahl von ihnen. Aber nicht von allen. Dank der arischen Götter, Welche das ewige Deutschland lieben und ihm vertrauen, haben einige wie durch ein Wunder ihre körperliche Vitalität zusammen mit ihren nationalsozialistischen Idealen behalten und diese warten darauf, ob noch in Konzentrationslagern oder schon zuhause, im kommenden Kampf zu führen und zu siegen. Helden jener des Altertums würdigen Begebenheit, von welcher ich gerade berichtete oder anderer, ebenso bewegender Begebenheiten, von denen ich nichts gehört habe; wo immer sie nun sein mögen, die unerschrockenen Überlebenden unserer unsterblichen SS – und SA –, möge das Lied, welches an jenem trostlosen Abend im Saarbrücker Bahnhof, als alles verloren zu sein schien, aus den Gefangenenwaggons drang,  eines Tages auf den Hauptstraßen Europas und Asiens erklingen und ihren den wiederaufgenommenen Vormarsch nach Süden, nach Osten, bis ans Ende der Welt begleiten! Sie verdienen es. Und wir verdienen es – wir alle, fern und nah, die wir in geheimen Aktionen oder in stiller Erwartung unserem Führer und unseren Idealen treu bleiben; treu, unter einer Mehrheit, welche die Treue verloren hat.

* * *

Mehrheiten sind immer treulos. Mehrheiten setzen sich aus durchschnittlichen Männern und Frauen zusammen, die weder gut noch böse sind, denen die Sicherheit und Bequemlichkeiten des Alltagslebens und ihre persönlichen Bindungen immer vor großen, unpersönlichen Idealen wie den unsrigen gehen. Mehrheiten stehen nur dann öffentlich für große Ideale ein und zeigen ihre Verehrung für große Führer durch Wort und Tat, wenn sie das sicher tun können, ohne ihr tägliches Brot zu schmälern und ihre Privatleben zu stören. Noch ist nicht einmal die beste arische Mehrheit frei von diesen Schwächen; und man kann bezweifeln, ob sie es hätte sein können – ob sie es je sein kann –, selbst nach Jahren nationalsozialistischer Schulung. Und genau deshalb bezieht sich unsere sozialpolitische Philosophie, wenn auch zuerst, so doch nicht allein auf die Rasse, sondern auch auf die Persönlichkeit. Persönlichkeit ist immer das Vorrecht einer Minderheit – um so mehr, als sie stärker und bewußter, festgelegter und infolgedessen zuverlässiger ist.

Und doch versetzt es eine ausländische Nationalsozialistin trotz dieser nicht zu leugnenden, allgemeingültigen Tatsache in Erstaunen, daß sie heute im besetzten Deutschland nicht wenige echte Deutsche antrifft, sondern, daß sie, im Gegenteil, so viele häufig in den unerwartetsten Kreisen entdeckt; man muß schon mit Enttäuschung feststellen, wie ähnlich die arisch bewußteste Bevölkerung in Europa en masse betrachtet jeder anderen Menschengruppe trotz der zwölfjährigen nationalsozialistischen Herrschaft ist, aber andererseits muß man sich anschauen, wie verschieden sie selbst nach einer solch kurzen Erfahrung der neuen Ordnung ist, welche sie machte.

Wie ich schon sagte, ist die verwüstete Nation – scheinbar – frei von jedem äußeren nationalsozialistischen Zeichen, Bildern oder Buch und das deutsche Volk schweigt – unbeteiligt, zurückhaltend (jedenfalls auf den ersten Blick) – über all jenes, was mit dem Nationalsozialismus zu tun hat. Sie sprechen über alles andere, nur nicht „darüber“.

Der Fremde, der gekommen ist, um das Land zu „besetzen“ oder zu kaufen und zu verkaufen oder um der demokratischen Zeitung, deren Korrespondent er ist, „interessante“ Artikel zu schicken – der unsympathische Außenstehende, in dessen Augen der Nationalsozialismus ein Fluch oder die gesamte Politik etwas Gleichgültiges ist – zuckt mit den Schultern und sagt: „Nun, sie haben das gesegnete ‚Regime’ wahrscheinlich satt! Angesichts des Schlamassels, in welchen es sie brachte, kann man ihnen das nicht vorwerfen.“ Oder aber er hält das deutsche Volk fälschlicherweise für eine passive Herde, die nur an Essen und Trinken, an der täglichen Arbeit, an materiellen Verbesserungen Interesse hat; die bereit ist, jedem zu folgen, der ihnen diese Dinge verspricht – und sein Versprechen hält. „Was denken sie?“ fragte mich in Paris ein Franzose in hoher Stellung, der drei Jahre in Deutschland verbracht hatte. „Sie folgten Hitler wegen dessen, was sie von ihm bekamen: wegen der Gelegenheit, sich auf Kosten anderer Nationen vollzustopfen; in Stiefeln herumzustampfen und sich im In- und Ausland wie Tyrannen zu benehmen. Nicht einer von ihnen kümmert sich heute auch nur einen Pfennig um ihn, außer einer Handvoll Fanatiker. Sie murren nur über den Verlust ihrer Vorteile und erwarten den neuen Herren, der ihnen wieder Paraden und Überfluß geben wird, wer auch immer er sein mag. Das sind die Deutschen!“ Ich wollte sagen: „Seien Sie dessen nicht so todsicher, mein lieber Herr.“ Aber ich war ja nicht zum Diskutieren gekommen.

In anderen Fällen nimmt der Feind, der sich hier seit der Kapitulation festsetzte, die Deutschen als „durchtrieben“  und „würdelos in der Niederlage“ wahr, um die Äußerung eines Beamten in der französischen Zone wiederzugeben, dem ich kurz nach meiner Ankunft im Land einen Besuch abstattete. (Man muß sich eben äußerlich an die Kreaturen halten, wie sehr man sie auch im Grunde des Herzens verachten mag. Um so mehr, als man sonst gefährlicher lebt.) „Es gibt“, sagte der Mann, „eine beliebige Zahl von Nazis umher und zwar der übelsten Sorte. Aber das werden sie Ihnen niemals erzählen. Sie werden nie wissen, was sie wirklich denken. Ich bin drei Jahre im Lande gewesen. Ich spreche die Sprache fließend. Ich habe mich mit vielen Leuten angefreundet. Aber ich traf nur einen – einen in der ganzen Zeit –, der mir bestätigte, daß er (beziehungsweise sie, denn es handelte sich um eine Frau) noch am Nationalsozialismus festhielte.“ Und einige sagen, ich könne mich glücklich schätzen. Sie trafen keinen. „Mein lieber Herr“, dachte ich, „Sie können sich überhaupt nicht ‚glücklich’ schätzen. Ich bin nur eine Woche im Land gewesen und mir sind schon mehr als fünfzig Leute über den Weg gelaufen, sowohl Männer, als auch Frauen, die mir ‚das’ berichteten oder es mir ohne Schwierigkeiten zu erraten erlaubten. Aber ich sage kein Wort, damit Sie es nicht erahnen können, was für eine Kundin ich in einem solchen Falle selbst bin und anfangen, Nachforschungen über mich anzustellen. Keine Angst! Ich störe den schlafenden Hund nicht. Sie werden weder mich – noch das wirkliche Deutschland – vor der Befreiung kennenlernen.“

Nun ist in der Zwischenzeit der einzige Außenstehende, welcher erwarten kann, etwas über das wirkliche Deutschland zu erfahren, der aufrichtige ausländische Nationalsozialist und nicht derjenige, der bloß darüber nachdenkt; und nicht derjenige, der seine Schlüsse in der Stille zieht und philosophisch auf den nächsten Krieg wartet, um Abhilfe zu schaffen. Aber der aktive Nationalsozialist, der den Führer genug liebt, um Risiken einzugehen; der das deutsche Volk genug liebt, um mit ihm die Last der Härten und der Verfolgung zu teilen; derjenige, der in seinem schönen Leben der Armut, der Treue und der Gefahr keinen anderen Schutz als jenen der unsterblichen Götter und seinen hat – so eine Person hat natürlich in das heutige Verhalten der Deutschen einen wahrhaftigeren Einblick, als irgendein anderer Außenstehender und sogar einen besseren, als viele Deutsche selbst, denn niemand braucht sie möglicherweise zu fürchten. Die ausgesprochenen Feinde des nationalsozialistischen Regimes – die jeden Grund gehabt hätten, sie vor einigen Jahren zu fürchten – wissen nur zu gut, daß sie ihnen jetzt keinen Schaden zufügen kann, wenn sie es auch noch so gerne möchte. (Im Gegenteil sind es sie, die, wenn sie ihr auf die Schliche kommen und möchten, ihr jeglichen Schaden zufügen können. Aber sie drücken sich offen heraus aus und malen sich in ihrer Eitelkeit aus, daß kein Außenstehender das Regime, das sie hassen, nach seiner Niederlage noch ernstlich unterstützen kann. Der ausländische Nationalsozialist spürt die Gefahr und gibt sich Mühe, daß sie ihn nicht zu gut kennenlernen.) Die Masse der „unpolitischen“ Menschen, welche unter dem heutigen Klima der Verfolgung Angst haben, ein einziges Wort des Lobes über die „Hitlerzeit“ zu verlieren, tun ihm ihre aufrichtige Meinung von all den bedeutenden Männern der neuen Ordnung kund, sobald sie sich sicher sind, wer er ist. Manchmal zerstören sie sogar einige seiner Illusionen, ohne es zu wollen. Aber sicherlich vertrauen sie ihm – gerade weil er ein Nationalsozialist ist.

Und vor allem ist er (oder sie) der einzige Fremde, welchem die aufrichtigen deutschen Nationalsozialisten – jene, welche in diesen Tagen der Bewährung nicht nur den Mut ihrer Überzeugungen bewahren, sondern bereit sind, den Kampf bei der ersten Gelegenheit wieder aufzunehmen – vertrauen können und auch unbedingt vertrauen.

Und es ist nicht nur erstaunlich, wie bewußt – wie lebendig –, sondern auch wie zahlreich diese unter den äußerlich stillen, äußerlich unterdrückten – „eigennützigen“ und „jeglichem Idealismus baren“ – Durchschnittsdeutschen sind. Ich fragte einmal einen Mann, von dem ich wußte, daß er ein Nationalsozialist reinster Güte war, wie viele andere „wie ihn“ es im ganzen Land gäbe. Er antwortete mit ernstem Pessimismus: „Sehr wenige; vielleicht zwei Millionen; bestimmt nicht mehr als drei.“ – „Deutschland verdient es zu herrschen“, antwortete ich, „wenn es sich heute noch dreier Millionen solcher Söhne und Töchter rühmen kann. Das ist ein sehr hoher Anteil.“ (Und ich persönlich zu glauben geneigt, daß es viel mehr als drei Millionen sind.)

Nun, im Jahre 1948, das Vertrauen jener stolzen Elite Europas (die auch die Elite der ganzen Welt ist) zu spüren, wo sie weiß, daß sie niemandem trauen kann, ist gewiß die am meisten bewegende Erfahrung, die ein ausländischer Nationalsozialist im heutigen Deutschland machen kann. In einer bescheidenen Behausung inmitten einer zerstörten Stadt oder an einem abgeschiedenen Ort auf dem Lande zu sitzen und mit eigenen Ohren Worte unerschütterlicher Treue zu unserem Führer und zu allem, was er verkörpert, von Männern und Frauen zu hören, die ihm im Ruhm zujubelten, in der Katastrophe zu ihm standen und während dieser drei Jahre jede Form von Verfolgung durch die Hände seiner Feinde erlitten; von Männern und Frauen, die niemals, nicht einmal äußerlich, Kompromisse mit jenen eingegangen sind, die ihn hassen, was auch immer ihr Mut sie materiell gekostet haben mag und welche jetzt, wo alles gegen uns zu sein scheint, bereit sind, von neuem für den Triumph seiner großen Ideale zu kämpfen: die Kameradschaft solcher Menschen zu erfahren, ist es wert, vom anderen Ende der Welt gekommen zu sein. In ihnen die stolze Seele des ewigen Deutschlands zu bewundern und ihnen durch seine ergebene Zusammenarbeit in Härten und Gefahr eine Vorahnung der zukünftigen Huldigung durch die gesamte arischen Menschheit angedeihen zu lassen, welche sie so sehr verdienen, ist jedes Opfer wert. Ihrer würdig zu sein – sich das Recht zu verdienen, „wir“ und nicht „sie“ zu denken und zu sagen, wenn man auf sie verweist – ist es wert, mit dem Wissen zu leben, daß die eigene Laufbahn jeden Augenblick im Gefängnis oder einem Konzentrationslager enden könnte.

In der Zwischenzeit hat man, solange man noch frei ist, das Vergnügen, jenen zu trotzen, die Deutschland nun unter ihrer Knute halten. Man zwingt sie, zu fühlen – zu wissen –, daß sie das Land nicht für lange Zeit knechten werden können. Man bringt ihnen bei, daß materielle Macht zweifellos etwas ist, aber nicht alles; daß, wie unser Führer mit Recht sagte, „jeder Versuch, eine Weltanschauung mit Machtmitteln zu bekämpfen, am Ende scheitern muß, solange nicht der Kampf die Form des Angriffes für eine neue geistige Einstellung erhält.“4

* * *

Eine neue geistige Einstellung? Welche? Was haben unsere Feinde der Welt an Stelle des Nationalsozialismus, welchen sie als in unserer Zeit reinsten Ausdruck der natürlichen Elite, welche sie verabscheuen, so sehr zu zerstören versuchen, zu bieten? Worauf wollen sie die Zukunft errichten? Auf dem Christentum, dessen die Welt sowieso schon überdrüssig ist? Oder auf der Demokratie, jener anderen großangelegten Farce? „Redefreiheit für jedermann“, außer für jene, welche selbst denken und die Wahrheit lieben; „Handlungsfreiheit für jedermann“, außer für jene besseren Männer und Frauen, welche so handelten, wie sie denken, wenn sie die Macht dazu hätten und die so denken wie wir; das systematische Einsetzen der falschen Leute in die falschen Positionen; die Plünderung der Reichtümer der Nation durch raffinierte Schurken; die Herrschaft des Abschaums? Oder auf dem Kommunismus – auf jener listigsten aller Massentäuschungen, jener Philosophie, die äußerlich mit vielen Eigenschaften der unseren ausgestattet ist – und deshalb auf den ersten Blick für aufrichtige Hasser des Kapitalismus so anziehend ist –, aber frei von den zwei Grundlagen ist, welchen unser Glaube seine Unendlichkeit verdankt: der Anerkennung der natürlichen Rangordnung der Rassen und jener der Bedeutung der Persönlichkeit in der Geschichte und in allen Lebensbereichen?

Erwarten sie ernsthaft von irgend jemandem, der den Nationalsozialismus studiert – und a fortiori von irgend jemandem, der ihn erlebt hat –, auf die einen oder andere dieser Fallen des menschlichen Geistes hereinzufallen?

Das Christentum mag noch die Blinden, die Alten, die Schwachen zufriedenstellen – Leute jenes Typs und dumme, ältliche Jungfern aus Großbritannien, welche sich bis zum heutigen Tage zu glauben weigern, daß ihre männlichen Landsleute in diesem Krieg Phosphorbomben benutzten oder deutsche Kriegsgefangene mißhandelten. Solch naive, in einem Narrenparadies lebende Leute können ihre letzten ruhigen Tage damit verbringen, über die Möglichkeiten dessen, was sie im Gegensatz zum exoterischen (welches versagt hat) „esoterisches“ Christentum nennen, nachzudenken. Aber die Millionen der Welt haben keine Zeit für solchen Unsinn, wie auch immer die nächste Bezeichnung dafür sein mag. Und die Starken verachten ihn. Die Demokratie ist aufgrund der Tatsache dem Untergang geweiht, daß die Demokraten selbst wissen, daß es sich bei ihr um nichts anderes als eine erbärmliche Darbietung handelt. Und der Kommunismus – der wirkliche Kommunismus; nicht der das für westlichen Konsum verwässerte Zeug – könnte die beste Ideologie für chinesische Lastenträger, für die niederen Kasten Indiens (die ehemaligen Kunden der christlichen Missionare und die, welche einst einfach zum Islam konvertierten) und für die verlausten Massen Nordafrikas und des Nahen Orients sein. Nicht aber für die arbeitenden Männer und Frauen der höheren Rassen, ob im Westen oder im Osten – insbesondere nicht, wenn sie all das erkennen, was der Begründer des Nationalsozialismus für die Arbeiter getan hat. Und nicht für die denkenden Menschen, in denen das arische Bewußtsein einmal geweckt worden ist – nicht für uns. Niemals! Laßt die Welle kommen! Sie mag ganz Europa eine Zeit lang materiell unterdrücken und unsere Bewährungszeit verlängern. Aber seine Wirkung wird sich letzten Endes als ebenso machtlos erweisen, wie jene der demokratischen „Weltanschauung“. „Nichts kann das zerstören, was auf der Wahrheit aufgebaut ist“. 5 In diesen Worten, die auf einem nationalsozialistischen Flugblatt 1948 in ganz Deutschland verbreitet wurden, liegt unsere Zuversicht für die Zukunft. Die Wahrheit hinter unserer sozialpolitischen Philosophie – zusammen mit der Persönlichkeit ihrer nun, während unserer Bewährungszeit, treuen Verfechter – ist die stärkste Gewährleistung dafür, daß wir niemals untergehen können.

Heute leiden wir. Und morgen werden wir vielleicht noch mehr leiden müssen. Aber wir wissen, daß es nicht für immer ist – vielleicht nicht einmal für eine lange Zeit. Eines Tages werden jene von uns, denen es gewährt sein wird, den kommenden Zusammenbruchs zu er- und zu überleben, durch ein Europa in Flammen marschieren und wieder das Horst-Wessel-Lied singen – die Rächer des Martyriums ihrer Kameraden und all der Erniedrigungen und Grausamkeiten, die uns seit 1945 angetan wurden; die Eroberer des Tages; die Erbauer eines künftigen Ariertums auf den Ruinen des Christentums; die Herrscher eines neuen goldenen Zeitalters.

 


1 Der Text entstammt Savitri Devis eigenem Flugblatt. – Hrsg.

2 Mr. Churchill gibt in seinen „Kriegserinnerungen“  eine andere Erklärung dieser Führerbefehle an General Halder, den Chef des Deutschen Generalstabes. Das war nur zu erwarten. Er schreibt: „Er (Hitler) meinte, er könne keine gepanzerten Truppenteile nutzlos opfern, da diese beim zweiten Teil des Feldzuges wichtig sein würden. Er glaubte zweifellos, daß seine Luftüberlegenheit genügen würde, um eine großangelegte Räumung zur See zu verhindern. Er schickte Halder zufolge daher — nach dessen Bericht — über Brauchitsch den Befehl, daß ‚die gepanzerten Truppenteile anhalten und die Spitzen sogar zurückgenommen werden sollten.’ So, sagt Halder, war der Weg nach Dünkirchen frei für die britische Armee.

Andere deutsche Generäle berichteten fast dasselbe und gaben sogar zu verstehen, daß die Befehle an Halder vom politischen Motiv bestimmt gewesen seien, die Chancen zum Friedensschluß mit England zu vergrößern, nachdem Frankreich geschlagen worden wäre.“ (Churchill, Winston: Kriegserinnerungen, Band II, Kapitel Their finest Hour)

Das angeblich „echte, zu jener Zeit geschriebene Tagebuch“ von General Rundstedts Hauptquartier, auf dem Churchills Feststellung basiert, daß die Befehle auf Anordnung des General Rundstedts gegeben worden sein sollen, ist sehr wahrscheinlich überhaupt nicht „zu jener Zeit“ geschrieben worden, sondern nach dem Krieg. Ich bin aus folgendem Grund zu dieser Überzeugung gekommen.

Am 6. April 1949 sagte mir Oberst Edward Vickers, der britische Direktor des Werler Gefängnisses, in welchem ich selbst politische Gefangene war, daß die „politischen Gefangenen die letzten seien, denen die britischen Behörden nach zwanzig Uhr in ihrer Zelle Licht und damit die Möglichkeiten zu schreiben gewähren würden.“ (Ich hatte, genau gesagt, um eine Sonderbeleuchtung gebeten, die mir nicht gewährt wurde.) „Aber“,  fügte Oberst Vickers hinzu, „denen, die für uns schreiben, die geheime Arbeit in unserem Interesse tun, werden alle Erleichterungen geboten.“ Andererseits erzählte mir ein verantwortlicher Angehöriger der britischen Polizei in Düsseldorf, der mir zeigen und mich damit beeindrucken wollte, wie „gut“  und „nachsichtig“ die Briten in Deutschland seien, daß dem General Rundstedt in der Gefangenschaft alle möglichen Vorteile gewährt wurden – nicht nur elektrisches Licht außerhalb der festgesetzten Zeit und Schreibgenehmigung, sondern die Erlaubnis, das Gefängnis „auf Ehrenwort“ zu verlassen, was tatsächlich viel war. Ich möchte niemandem, insbesondere keinem deutschen General gegenüber, ungerecht sein, aber es wunderte mich nicht, wenn es sich bei seinem von Churchill erwähnten „Tagebuch“ um eine weitere „geheime Arbeit im Interesse der Briten“ in der Art handelte, wie sie Oberst Vickers am 6. April 1949 im Sinne hatte.

3 Wir werden beschuldigt, Gott weiß wie viele „Millionen“ Juden ausgerottet zu haben. Es ist seltsam – um es milde auszudrücken –, daß ebenso viele zur Zeit der Kapitulation noch ungestört in Deutschland lebten.

4 Vgl. Hitler, Adolf: Mein Kampf, I, 5. Kapitel, S. 189.

5 Aus Savitri Devis Propagandaflugblatt. – Hrsg.