Die kurzen Tage des Ruhms
von Savitri Devi
Kapitel 2 von Gold in the Furnace
(Gold im Schmelztiegel)
Übersetzt von Lotte Asmus
Hrsg. und korrigiert von Wilhelm Hartmann
French Translation
„Nirgends auf der Welt gibt es eine derart fanatische Liebe von Millionen Menschen zu einem...“
—Dr. Otto Dietrich
„Deutschland, erwache!“
—Dietrich Eckart
Es gab eine Zeit, in welcher die Persönlichkeit Adolf Hitlers das europäische Bewußtsein beherrschte; in der seine Stimme Millionen von Menschen bewegte; in der er bei feierlichen Gelegenheiten von Millionen umjubelt wurde – der Abgott der Nation, die er aus dem Abgrund zu unvergleichlicher Größe geführt hatte. Es gab eine Zeit, in der Deutschland reich, stark und voller Selbstvertrauen war, als das neugeborene Volk – wohlgenährt, gut gekleidet und gut beherbergt – glücklich war, gemeinsam für eine Zukunft zu arbeiten, an die es glaubte; als sie lebten, wie sie noch nie zuvor gelebt hatten, unter der starken und weisen Herrschaft ihres Führers, der sie so sehr liebte, wie es noch nie jemand zuvor getan hatte.
Man kann es heute kaum glauben. Es erscheint so unwirklich – wie eine wunderbare Geschichte aus einer anderen Welt. Und doch ist sie wahr. Es gab wirklich eine solche Zeit, und sie liegt nicht einmal weit zurück. Gemeinsame Begeisterung war damals in Deutschland so üblich, wie Furcht und Bitterkeit seither. Militärparaden, Jugendaufmärsche und Treffen gewaltiger Menschenmassen waren normale Ereignisse. Man konnte die braunen Bataillone am eigenen Haus vorbeimarschieren sehen und horchte den eindrucksvollen Klängen des Horst-Wessel-Liedes als etwas Selbstverständlichem. Wo immer man ging, sah man das Bild des Führers. Und man grüßte seine Kollegen in Büros und Fabriken und seine Freunde auf der Straße, in Straßenbahnen, in Bussen, überall, mit dem rechten gehobenen Arm und mit den zwei Zauberworten, die all die Liebe und Verehrung für den gottgleichen Führer, all die Hoffnungen und Träume, all den Stolz – all die Freude über jene herrlichen Tage – zum Ausdruck brachten: „Heil Hitler!“
Der deutsche Botschafter hatte den König von England, der zu jener Zeit auch Kaiser von Indien war, mit diesen sieghaften Worten und dieser Geste begrüßt. England war erstaunt, aber sagte nichts. Es konnte nichts sagen, denn es gab dazu nichts zu sagen. Man mußte nur einer Tatsache ins Auge schauen: Der Tatsache, daß Hitler über 80 Millionen Menschen regierte, die ihn verehrten und daß in diesem Volk rasch eine neue Seele geboren wurde – beziehungsweise, daß die alte, echte, immerwährende arische Seele in ihnen neu erwachte. „Deutschland, erwache!“ Diese Worte des frühen nationalsozialistischen Dichters kamen nicht allein zu Ehren, weil sie zu einem der Kampfrufe der Bewegung wurden; sie schmückten nicht nur die Standarten der Parteigliederungen, sondern hatten im Herzen des deutschen Volkes wie ein die Toten zum Leben erweckendes, übernatürliches Zeichen geklungen. Und Deutschland war in der Tat erwacht.
Und die Menschen der Erde beobachteten es – einige bereits mit haßerfülltem Neid und Furcht, viele mit aufrichtiger Bewunderung, einige mit Liebe, mit der Gewißheit, daß Hitlers neue Ordnung den ersten Schritt einer solchen Welt entgegen tat, die sie sich immer gewünscht hatten. Es waren ruhmreiche Tage!
* * *
Ohne Krieg, einzig durch den Druck jener Stärke, welche ihr das Wissen um ihre Rechte verliehen hatte, hatte Deutschland praktisch alle Menschen deutschen Blutes innerhalb ihrer Grenzen zurückgewonnen. Das Saarland, Österreich, und schließlich auch das Sudetenland waren Bestandteile des Dritten Reiches geworden. Danzig und der unmögliche „Korridor“, der Polen durch deutsches Gebiet mit dem Meer verband, sollten bald folgen. Aber dann erklärte England Deutschland den Krieg.
Warum Krieg? Um die deutsche Stadt Danzig daran zu hindern, sich deutsch zu nennen? Nein, zumindest in Englands Augen war die Stadt es nicht wert. Dann etwa, um Polen zu „schützen“? Nein, sicherlich nicht, so oft die Heuchler es auch behaupten und die Narren es glauben mögen. Polen hätte gut ohne den unmöglichen „Korridor“ leben können. Und wen hätte es gekümmert, wenn sie das nicht gekonnt hätte? Nein. Der Krieg wurde gegen Deutschland geführt, um es zu zerstören – aus keinem anderen Grund. Der unsichtbare, allmächtige Jude, der England beherrschte – und es noch heute beherrscht –, hatte beschlossen, daß Deutschland zermalmt werden solle, zermalmt werden müsse, weil er es haßte. Und er haßte es nicht, weil es frei, stark und stolz und eine Bedrohung für den Frieden in Europa geworden war (was es nicht war), sondern weil es das nationalsozialistische Deutschland, Hitlers Deutschland, der Vorbote des weltweiten Erwachens der arischen Seele und eine sehr eindeutige Bedrohung für die Fortdauer der unsichtbaren Judenherrschaft in allen sogenannten „nationalen“ Regierungen war.
Aber es war nicht leicht, Deutschland zu zerschlagen. Deutschland beantwortete den Angriff des Juden und seiner Verbündeten mit einer Reihe von Siegen, welche die Welt in Erstaunen versetzte. Sein Vormarsch in alle Richtungen schien unaufhaltsam zu sein. Und Mitte 1942 konnte man glauben, daß die neue Ordnung, welche sich bereits über Europa ausdehnte, bald zur neuen Weltordnung würde. Von den nördlichsten Küsten Norwegens, in der Nähe des Nordpols, bis zur libyschen Wüste und vom Atlantik bis zum Kaukasus und bis zur Wolga war das Wort des Führers nun Gesetz – während man von Deutschlands tüchtigem und tapferem Verbündeten im fernen Osten, Japan, der bereits Herr über den Pazifik, Indonesien und praktisch ganz Burma war, jeden Augenblick erwartete, daß es mit seinen Armeen die indische Grenze überschritte und Kalkutta einnähme. Noch gab es keine ungünstigen Anzeichen in Rußland. Und es war ganz natürlich, daß man vom deutschen Heer erwartete, daß es seinen Siegesmarsch – den lange vergangenen Marsch der Arier nach Osten und nach Süden – durch das endlose Land und darüber hinaus fortsetzen werde und im kaiserlichen Delhi mit seinen Verbündeten zusammenträfe.
In tiefer Traurigkeit schaut man heute zurück auf diesen großen verlorenen Traum: Auf den Widerhall des Horst-Wessel-Liedes in der majestätischen, felsigen Einsamkeit des Khyber-Passes, an den Empfang Adolf Hitlers – des Weltführers – in der historischen östlichen Hauptstadt. Es war nicht unmöglich. Zu einer Zeit schien es – jedenfalls dem Beobachter in Indien – der einzige folgerichtige Ausklang des zweiten Weltkrieges zu sein. Der Wendepunkt zugunsten der Zersetzungsmächte war noch nicht gekommen. Und wenige Menschen, wenn überhaupt, nicht einmal in Europa und in anscheinend gut unterrichteten Kreisen, konnten voraussagen, daß alles sich schon so bald und so gänzlich wenden sollte. Es waren noch große Tage, Tage des Vertrauens, Tage der Hoffnung; Tage, in denen man sich, trotz der ungeheuren Kriegsausweitung, stark und glücklich fühlte, wo immer man sich auch aufhielt; Tage, in denen man glaubte, daß alle Härten, alle Leiden, bald in der Freude und im Ruhm „nach dem Sieg“ vergessen wären.
* * *
Aber gerade aus diesem Grunde wußte man nicht – konnte man es in jenen Tagen nicht wissen –, wer ein wahrer Nationalsozialist war und wer nicht; noch konnte man in der weiten Welt außerhalb „der Partei“ wissen, wer aufrichtig an Hitlers Ideologie glaubte und ein wirklicher Freund des nationalsozialistischen Deutschlands war und wer nur vorgab, es zu sein.
Bis 1942 schien ganz Deutschland ein Herz und eine Seele mit dem Führer zu sein. Ganz Europa war es offenbar nicht – da der Krieg weiterging –, aber es schien so, daß auch in den besetzten Gebieten immer mehr Leute begriffen, daß die neue Ordnung nicht mehr aufzuhalten war und daß Zusammenarbeit mit dem siegreichen Deutschland das Beste war, was man tun konnte. In Asien spürten mehr und mehr Millionen auf starke Weise und mit der sicheren, elementaren Auffassung der Primitiven oder der erhabeneren Eingebung höher entwickelter Seelen, die Bedeutung und den Wert, den Hitlers Sieg für die ganze Welt haben würde. Sie spürten, daß er auch von ihrem Gesichtspunkt aus eine bessere Welt bedeuten würde – das Ende schon lange verabscheuter Herrschaften; das Ende der Herrschaft des Geldes und in manchen Fällen auch den Sieg uralter Ideen, welche sie als Traditionsangelegenheiten annahmen; den Sieg eines ihnen seit Jahrtausenden vertrauten Geistes. Und sie wünschten den Sieg. Wenn der Krieg 1942 durch die Niederlage sowohl des kommunistischen Rußlands, als auch der westlichen Demokratien, ein Ende gefunden hätte und die Achsenarmeen des Ostens und Westens sich in Delhi getroffen hätten, dann hätte nicht nur Deutschland, wie man sich gut vorstellen kann, aufgejubelt, sondern die ganze Welt (mit Ausnahme der Juden und einer Minderheit widerspenstiger Demokraten und Marxisten) wäre den grenzenlosen Freudenschrei „Heil Hitler!“ ausgebrochen. Die Zauberworte hätten triumphierend von Island bis Indonesien geklungen.
Aber man hätte nie gewußt, wie weit sie aus dem Herzen der Menschen gekommen oder nur die Wirkung einer Massensuggestion gewesen wären. Die Schwächlinge und die Heuchler – die Opportunisten – hätten „ihre Meinung niemals geändert“; die potentiellen Verräter in Deutschland selbst wären loyal geblieben. Die tatsächlichen Verräter hätten sich sorgfältig darum gekümmert, daß ihre ergebnislosen Untergrundaktivitäten für immer unbekannt blieben. Nein, mehr als einer dieser Schurken wäre als ein bedeutendes Mitglied der herrschenden Hierarchie und als ein Organisator des Sieges geehrt und in Erinnerung behalten worden, denn solche gab es sogar inmitten der nationalsozialistischen Partei!
Sie gaben sich zu erkennen, als der Fluß der Ereignisse eine zweifellos schlechte Wende nahm. Sie gaben sich keine Mühe mehr, ihre schattenhaften Taten zu verbergen, so daß man einigen von ihnen auf die Schliche kam. Man ist nur erstaunt über die Tatsache, daß man nicht eher mehr von ihnen entdeckte. Ein Verräter allererster Güte, wie Admiral Wilhelm Canaris, blieb in seiner hohen Stellung als Chef des deutschen Geheimdienstes1 bis 1944 unverdächtigt. Und wäre die ungeheuerliche Verschwörung gegen das Leben des Führers im Juli 1944 nicht gewesen, an welcher er sich beteiligte, wer weiß, ob man den Mann je als Verräter entlarvt hätte? Andere gaben sich erst nach dem Krieg als Verräter zu erkennen – nach dem Zusammenbruch, als es sich auszahlte, der Welt zu erzählen und zu beweisen, daß man ein Feind des Nationalsozialismus war. Wäre der Krieg gewonnen gewesen, hätte man einen Burschen wie Hjalmar Schacht noch immer mit Hakenkreuzarmbinde auf den feierlichen Parteiversammlungen sehen können – er hätte neben den wirklichen Nationalsozialisten gestanden, als wäre er einer von ihnen. Jetzt – im Jahre 1948 – hat er seine „Abrechnung mit Hitler“2 geschrieben und bewiesen, welch ein treuloser Mann er ist – und in all jenen Jahren gewesen ist.
In den goldenen Tagen gab es Tausende solcher Kreaturen. Und es gab Millionen schwacher Menschen, die weder gut noch böse waren, deren Ergebenheit zu dem großen Manne, dem sie so oft wie wahnsinnig zugejubelt hatten, oberflächlich gewesen war und unter der Härte des „totalen Krieges“ dahinschwand. Aber es gab auch solche, deren Treue unerschütterlich, deren Mut und Festigkeit keine Grenzen kannten, deren nationalsozialistische Haltung das Ergebnis von Überlegungen und in der Tiefe des Lebens verwurzelter Erfahrung war.
Es gab Gold, unedles Metall und Schleim unter den sogenannten Nationalsozialisten in den letzten Tagen des Ruhmes. Jetzt, nachdem alles verloren ist, ist der Schleim zur Seite der Demokratien übergelaufen – die richtigen Leute am richtigen Platz. Das unedle Metall gibt es noch, aber es zählt nicht mehr; es erhebt nicht länger den Anspruch, sich für irgendeine Ideologie einzusetzen. Das Gold allein ist geblieben – und es ist heute in Deutschland reichlicher vorhanden, als die Welt sich vorzustellen vermag. Man kann es auch unter den wenigen – sehr wenigen – ausländischen Nationalsozialisten finden, welche Adolf Hitler und seinen Idealen nach Deutschlands Niederlage treu geblieben sind; unter ihnen Männer wie Sven Hedin und eine Handvoll anderer, weniger bekannter Menschen verschiedener Nationalitäten.
1 Im Original: „Chief of German Intelligence“. Canaris war von 1935 bis 1944 Chef der militärischen Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht. – Wilhelm Hartmann.
2 Hjalmar Schacht, Abrechnung mit Hitler [Réglement de comptes avec Hitler], Berlin, Michaelis 1948.